CDU im Gespräch zum "Physician Assistant"
Für die zukünftige Versorgung im ländlichen Raum verdeutlichte Dr. Volker Eissing, Allgemeinmediziner aus Papenburg, der die Initiative für die PAs angestoßen hatte, die Not. Das Übertragen medizinischer Aufgaben an einen PA durch einen Arzt, der für 4500 Patienten zuständig sei, sei sinnvoll, weil laut einer Prognose der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) bis zum Jahr 2020 weniger als 75 Prozent der Patienten in ganz Niedersachsen eine hausärztliche Versorgung erhalten können. Daher müsse die Initiative noch in 2019 umgesetzt werden, um im Jahr 2022 die ersten Arztassistenten einsetzen und so die Versorgung aufrecht erhalten zu können. Eine Hausarztpraxis soll dann zehn PAs haben, von denen vier vor Ort die Sprechstunde machen und sechs in Außenstellen tätig sind.
500 Euro im Monat würden die Studiengebühren für den PA-Studiengang betragen. Diese Kosten könnten unmöglich vom Studenten selber getragen werden, betonte Eissing. Er sei der Ansicht, der Landkreis müsse die Kosten übernehmen. Bürgermeister Jan Peter Bechtluft (CDU) hinterfragte, warum statt einer kompletten Kostenübernahme nicht eine finanzielle Unterstützung ausreichen würde. Da Eissing nach eigenen Angaben den angehenden Arztassistenten ihr Gehalt weiterbezahlen werde – auch für die 36 Wochen des berufsbegleitenden Studiums, die sie an der Hochschule und nicht in der Praxis verbringen werden – könne nicht von ihm verlangt werden, zusätzlich die Studiengebühren zu tragen. Bechtluft schlug eine Unterstützung durch die Ems-Achse und eine Vorstellung auf dem parlamentarischen Abend vor. Eissing betonte jedoch, dass innerhalb der kommenden drei Monate ein Kostenträger gefunden werden müsse, um den Plan für 2022 umsetzen zu können.
„Durch neue Strukturen Versorgung sichern“ – unter diesem Motto steht die Emsländische Versorgungsinitiative (EVI), ein Projekt unter Eissings Leitung. Der Allgemeinmediziner aus Papenburg führte Vertreter des Landkreises und der lokalen Politik und Verwaltung durch das MVZ, das beispielhaft für Hausarztpraxen der Zukunft sein soll. Die Fachgebiete Allgemeinmedizin, Neurologie, Dermatologie und Orthopädie werden dank eines Anbaus in der Praxis abgedeckt. Aktuell habe Eissing 16 Mitarbeiter mit einer abgeschlossenen Ausbildung zum medizinischen Fachangestellten (MFA), die er jeweils selber weitergebildet habe. So habe er Spezialisten für unter anderem Rheuma, Multiple Sklerose, Wundversorgung oder chronische Schmerzen.
Rechtlich gesehen stelle die eigenständige Weiterbildung kein Problem dar, so Eissing, doch betriebswirtschaftlich sei dieser Aufwand nicht von Vorteil. „Wenn ich nur ein Blutdruckmessgerät und einen Kugelschreiber habe, bekomme ich pro Patient genauso viel“, merkte der Allgemeinmediziner an.Der Studiengang „Physician Assistance“ würde den Ärzten die selbst durchzuführenden Fortbildungen abnehmen. Zusätzlich wäre der PA nicht nur in einem medizinischen Bereich qualifiziert, sondern in allen, erklärt Eissing. Er könne selbstständig die Tätigkeiten ausführen, die der Arzt ihm überträgt und Sprechstunden durchführen. Zudem sei es laut Eissing die einzige Akademisierung im medizinischen Bereich, die nicht vom Patienten wegführt.